Katholische Kirche in Mehlingen

Katholische Kirche in Mehlingen

Aus: "Kirchen des Landkreises Kaiserslautern - 2. Band: 18. und 19. Jahrhundert, Otterberg 1994" von Karlheinz Schauder

"Als in dem ehemaligen Schwanden anstelle einer kleinen Kapelle ein neues Kirchlein errichtet wurde, erhielt das werdende Dorf dadurch seinen Namen. Ernst Christmann schreibt in "Die Siedlungsnamen der Pfalz": "Die Siedlung entstand bei einer neuen Kirche und hieß danach 'zer niuwen kirchen'. Abschwächung führte über 'nuin' zu 'neun' und endlich zu Neukirchen." Der Ort wird 1185 erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahre 1219 verkauften die Benediktiner zu St. Lambrecht Besitz in "Nuwenkirchen" an das Kloster Enkenbach. In späterer Zeit war Neukirchen Gerichtsort des kurpfälzischen Oberamts Lautern. 1788 hatte das Dorf 54 Häuser. 1939 bzw. 1969 wurden Neukirchen, Mehlingen und Baalborn zu einer Gemeinde Mehlingen vereinigt.

Dabei ist Neukirchen vermutlich die jüngste der ursprünglich selbständigen Gemeinden. Mehlingen gehört wohl zu den ältesten Siedlungen "auf dem Kreis", seine Anfänge gehen wahrscheinlich bis in die alemannische Zeit um 450 zurück. Das Dörfchen "bei den Leuten des Maol" wird 1257 erstmals urkundlich erwähnt. Ein Wilhelm von Lyrenberg war um diese Zeit in dem Dorf begütert. 1275 kaufte das Kloster Enkenbach von dem Grafen Conrad von Wartenberg die Hälfte des Zehnts in Ober- und Unter-"melegyn". Im folgenden Jahr übertrug Conrad dem Reich Gefälle in Baalborn: "in recompensan curarum in Balburnen" wie das Otterberger Urkundenbuch vermerkt.

Wer die erste Kirche in Neukirchen erbaute und wann sie entstand, läßt sich nicht mehr feststellen. Vermutlich hatte sie eine steinerne Grundmauer und einen Oberbau aus Holz. Schon 1185 bestand in Neukirchen eine Pfarrei, zu der wohl auch Ober- und Niedermehlingen gehörten. Das Patronatsrecht der Pfarrei St. Peter wurde seit dem 13. Jahrhundert vom Kloster Enkenbach wahrgenommen. Die Kirche unterstand dem Landkapitel Kirchheim und der Diözese Mainz. Nach der Reformation bis zum Dreißigjährigen Krieg gab es in dem Ort wohl eine reformierte Pfarrei. Im Dreißigjährigen Krieg ging die Kirche mit dem Dorf unter. 1684 vermerkte das Schatzungsbuch des Oberamtes Lautern:"Eine Kirch und Pfarrhaus zu Neukirchen, so verfallen, muß das Kloster Enkenbach bawen." Von 1698 an zählten die Katholiken des Ortes zum Pastorat Alsenborn, 1708 wurden sie mit der Gründung der Pfarrei Enkenbach nach dort gepfarrt. 1710 berichtete Dekan Heigler von Landstuhl an das frühbischöfliche Vikariat Worms: "Neukirchen Pfarrkirch ist aber ein Steinhaufen, da ist kein Pfarr- und Schulhaus. Neukirchen kann mit bedient werden, weilen die Kirch ein Steinhaufen ist."

Auch das Neukircher Lagerbuch von 1732 verzeichnete, dass die mittelalterliche Kirche, die bei dem hochgelegenen Friedhof stand, verfallen war. Sie wurde vermutlich gegen Ende des 18. Jahrhunderts wieder notdürftig hergerichtet. Die Gemeinderechnung des Gerichts Neukirchen vom Jahr 1790 nennt in einer Übersicht, was alles zu dieser Kirche gehörte: 1. "ein gemeinschaftlicher Kirchhof worauf die drei Religionen des Jus Sepultura (Begräbnisrecht) hergebracht, 2. ein ringsum liegendes Pfarrgut, so wegen Versehung der Pfarrei Enkenbach von denen H.C.C. Franciscanern zu Lautern durch einen von ihnen bestellten Pfarrhofmann bezogen und genossen wird, 3. außer der hiesigen Gemarkung verschiedene Pfarrwiesen, 4. den kleinen Zehnten zu Frohnen und Daubenborn, dann auf der Eichelsmühle, so ebenfalls von dem Koster Lautern bezogen wird, 5. ein laut Competenzbuch hinlänglich einem katholischen Pfarrer von der Geistlichen Administration zu verrechnendem Salarium (Vergütung) ad 37 Malter Korn, 22 Malter Hafer, ein Fuder Wein und 25 Gulden, welches aber gestalten sich kein Pfarrer dahier befindet, nicht ergiebig ist, 6. eine auf dem Kirchhof an 4 Pfosten befindliche und den Katholiken privative zustehende Glocke."

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wuchs unter den katholischen Gemeindemitgliedern in Neukirchen der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Sie gründeten 1848 einen Kirchenbauverein, dem ab 1882 ein Fabrikat zugehörte. 1898 wurde die Kirche St. Anton nach den Plänen von Architekt Schulte in Neustadt erbaut. In den Grundstein mauerte man eine Blechkapsel ein, die auf einer Zinntafel die Worte enthielt:"Heute, den 11. April 1898, wurde zu dieser heil. Kreuzkirche, unter dem Schutz des heil. Antonius stehend, der Grundstein gelegt, unter Papst Leo XIII., Kaiser Wilhelm II. König Otto I. und Prinzregent Luitpolt von Bayern. Der Fabrikrat: Adam Hemmer als Präsident, Rechner Willenbacher, Leist, Helf, P. Hemmer, Keßler, Pfarrer Schwarz von Enkenbach, Lehrer Pfeiffer von Neukirchen." Bereits ein Jahr später war die Kirche, ein neugotischer Bau aus rotem Sandstein und neugotischer Einrichtung, vollendet. Sie wurde am 22. Mai 1899 eingeweiht.

Für die weitere Entwicklung war wesentlich, dass 1925 in Neukirchen eine Lokalkaplanei errichtet wurde, zu der die Orte Neukirchen, Fröhnerhof, Daubenbornerhof, Baalborn, Obermehlingen, Sembach, Rohrbach und Wartenberg gehörten. 1926 baute die Kirchengemeinde ein eigenes Pfarrhaus, eine der Voraussetzungen für die Besetzung mit einem ständigen Seelsorger. 1959 wurde die Kuratie Mehlingen-Neukirchen geschaffen, der die Annexen Baalborn, Rohrbach, Wartenberg, Daubenbornerhof, Fröhnerhof und Eselsfürth zugeordnet sind. Zur Kuratie, die seit 1975 von Enkenbach mitverwaltet wird, zählen 981 Pfarrangehörige, die unter 3072 Nichtkatholiken leben.

Die Kirche hatte zunächst nur zwei Glocken. 1942 wurde die große vom Turm geholt und für Kriegszwecke eingeschmolzen. 1957 ließ die Kirchengemeinde von der Firma Hamm in Frankenthal zwei neue Glocken gießen, so dass nun ein ausgewogenes, dreiklangiges Geläute vorhanden ist. Es besteht aus den Glocken St. Maria mit 173 Kilogramm, St. Antonius mit 125 und Schutzengel mit 71 Kilogramm. Die 1955 angeschaffte Walcker-Orgel verfügt über 10 Register. Das Gotteshaus hat im Kirchenschiff 180 und auf der Empore 20 Sitzplätze.

Die letzte Renovierung der Kirche fand 1970 statt, bei der das Innere umgestaltet und modernisiert wurde. Davon war besonders der Chorraum betroffen, denn der große und hohe Altar und der Beichtstuhl ließen zu wenig Raum für die neue Art der Liturgie. So entfernte man vorübergehend die Altäre, die Kanzel und den Beichtstuhl und belegte den Boden mit Marmorplatten. Danach wurde der Hauptaltar umgebaut und in der Mitte des Chores aufgestellt. Wo ehedem die Kanzel stand, erhielt das Tabernakel seinen Platz. Die Marienstatue wurde an der Stelle des früheren Seitenaltars aufgestellt. Insgesamt erhielt der Chor, der früher ehe dunkel und düster wirkte, dadurch ein freundliches und helles Aussehen.

Der ganze Innenraum wurde mit einem neuen Anstrich versehen, außerdem die Bänke und der Fußboden abgelaugt und gebeizt. Man versäumte auch nicht, die Außenmauern der Kirche zu renovieren und die Außenanlage neu zu gestalten. Bei den anfallenden Arbeiten halfen die Gemeindeglieder kräftig mit, wodurch beträchtliche Kosten eingespart werden konnten. Am 4. Juli 1971 zelebrierte Generalvikar Diemer aus Speyer wieder das erste feierliche Hochamt in dem Gotteshaus. Neben der ganzen Gemeinde nahmen auch die ehemaligen Seelsorger der Pfarrei an dem Gottesdienst teil.

 

Die St. Antonius-Kirche steht auf einer kleinen Anhöhe am Ortsrand. Vor der Westfassade führen einige Stufen zum Portal empor, das von zwei Fenstern flankiert wird. Das Tympanon, das Bogenfeld über dem Türsturz, ist mit plastischen Darstellungen von Weinstock und Rebe und dem Lamm Gottes geschmückt. Darüber befindet sich eine ausdrucksvolle Rosette, ein rundes Ornament, das an eine von oben gesehene vielblättrige Blüte erinnert. Unter dem Kreuz am First ist ein kleines Giebelfenster angebracht. Der sechseckige Spitzturm ist links an das Schiff angebaut. Mit seinen drei Geschoßen, im letzten die Schallarkaden, überragt er nur wenig das Dach der Kirche. Das Schiff hat vier Fensterachsen, der rippengwölbte Chor einen vierseitigen Abschluss. Die Holzkonstruktion der Decke ruht auf seitlichen Stützen, die Holzempore springt über dem Mittelgang geringfügig vor.

Die Fenster der Kirche stammen noch aus der Erbauungszeit. Bemerkenswert sind die beiden Fenster des Chorraums: das linke zeigt den heiligen Antonius und die Inschrift "Adoramus Te: Christe, quia per crucem Tuam redemisti mundum." Das rechte ist König Ludwig gewidmet und trägt die Unterschrift "Absit mihi, gloriari, nisi in crucem Domini nostri, Jesu Christi." Die Fenster wurden von den Familien Zimmermann und Faust sowie von den Katholiken von Neukirchen und Fröhnerhof gestiftet und 1899 von der Mannheimer Glasmalerei Kribitzsch und Voege hergestellt. Rechts neben dem Eingang steht in einer Nische der Kirchenpatron mit dem Jesuskind auf dem Arm. An den Seitenwänden sind Kreuzwegestationen in Holz angebracht. Die früher rotbraun gestrichenen Bänke lassen nun feine Schnitzereien erkennen. Über dem Altar schwebt ein Kruzifix, eine Figur in Holz aus Salzburg. Das Tabernakel zeigt künstlerische Arbeit von Schwester Burghildis Roth aus Landstuhl. Auf der linken Seite steht eine Madonna aus Lindenholz, dessen Naturfarbe gut zu der übrigen Einrichtung passt. Die Vorderseite des Lesepultes stellt in der Form einer Holzschnitzerei Jesus bei der Bergpredigt dar."